Eine Krise hält die Welt in Atem
Seit dem Jahre 2020 belastet die Corona-Pandemie die Welt. Niemand ist vor den Einflüssen und Auswirkungen gefeit. Viele Menschen sorgen sich um Ihren biologischen Gesundheitszustand, Andere bangen um die sozioökonomischen Folgen dieser Krise und wieder Andere haben Angst um die Wahrung Ihrer Individualität und Liberalität. Trotz intensiver Bemühungen durch Impfung, Hygiene und sozialer Distanzierung, infizieren sich immer mehr Menschen mit dem Virus.
Biologische Auswirkungen
Die Folgen einer Infektion können sehr unterschiedlich ausfallen.
Das Robert Koch Institut schätzt mehr als die Hälfte aller Infizierten als symptomatisch ein. Davon haben ca. 81% einen sogenannten milden Verlauf. Häufige Symptome sind Fieber, Husten, Glieder- und Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen, Geschmacks- und Geruchslosigkeit sowie Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Bei rund 14% ist der Verlauf schwerer und bei 5% ist ein Krankenhausaufenthalt mit künstlicher Beatmung erforderlich.
Eine beidseitig schwere Lungenentzündung kann zu akuten Lungenversagen führen. Der Virus kann Nervensystem, Verdauungssystem, Gehirn, Leber und Nieren befallen. Die Entzündungen lassen Gefäße und Gewebe verkleben und verhärten, es kommt zu organischen Funktionseinschränkungen. Auch nach Abklingen der Erkrankung können Systeme nachhaltig geschädigt sein. Man spricht hier vom sogenannten Long Covid Syndrom, was sowohl Menschen mit schwerem oder leichtem Verlauf betrifft und relativ häufig ist.
Biologische Auswirkungen
Laut Statistik Austria ist die Suizidrate im Jahr 2020 um 4% gesunken, dies ist aber kein Folgeschluss auf die psychischen Belastungen, die sich durch die Pandemie und deren psychosoziale Einschränkungen ergeben. Vor allem Kinder und Jugendliche gehören zu den am stärksten psychischen Betroffenen. Angst, Stress und Depressionen haben während der Krise in der Bevölkerung im Vergleich zu vorher signifikant zugenommen. Suchtverhalten hat massiv zugenommen, sei es Alkohol-, Tabakabusus oder Essstörungen, welche zu Übergewicht und damit verbundenen Folgeerkrankungen führt.
Anhaltender Stress führt wiederum zu stärkerer Daueraktivierung der kortikoiden Hormonachse, welches wiederum negative Auswirkungen auf unser Immunsystem hat. Ein ganzheitlicher Teufelskreis findet statt.
Physiotherapie und Corona
Physiotherapeuten sind medizinisches Fachpersonal für den Bewegungsapparat und für das Herz-Kreislaufsystem. Sie können Ihre Rehabilitation nach einer Covid-Erkrankung bestmöglich begleiten und das Risiko von Verletzungen und Überlastungen minimieren.
Wichtig ist, nicht von 0 auf 100 zu starten. Veränderungen benötigen Zeit und daher ist eine Verhaltensänderung immer als Prozess zu verstehen. Wenn man monatelang keine Bewegung gemacht hat, sind anfängliche Spaziergänge oder ein häufiges Aufstehen und kleine Wegstrecken zu Hause ausreichend. Wesentlich ist eine Regelmäßigkeit der Bewegung zu verfolgen, wobei man mit kurzen häufigen Spaziergängen beginnt und das zeitliche Volumen langsam über die Wochen steigert. Es ist dabei zu achten, dass man sich zwischen den Einheiten immer gänzlich erholt, bevor die Nächste gestartet wird. Die Belastung sollte niedrig eingestuft sein, die Dauer dafür länger. Später kann man längere Bewegungseinheiten mit höherer Intensität, also flottem Schritt, zwei bis vier Mal wöchentlich abhalten. Dies kurbelt den Stoffwechsel an, stärkt das Herz-Kreislaufsystem und bieten dem Geist Auflockerung und Gelassenheit. Wichtig dabei ist immer die subjektive Wahrnehmung der eigenen Befindlichkeit. Es gilt ein Maß an Anstrengung zu finden, welches zwar fordernd aber nicht überlastend wirkt. Ein Therapeut kann Ihnen hierbei Sicherheit und Klarheit bieten.
Durch Physiotherapie erlernen Sie auch Atemübungen, welche so wichtig sind, um die Lungenkapazität wieder zu normalisieren. Kräftigungsübungen helfen dem geschwächten Körper wieder nach dem langen Ruhen.
Aber auch für Nichterkrankte macht Physiotherapie Sinn. Schließlich sind nicht alle Beschwerden in Coronazeiten auf Covid selbst zurück zu führen. Das lange sitzen im Home Office, wenig Bewegung, Stress und fasche Ernährung mit Übergewicht sind sekundäre Begleiterscheinungen dieser Pandemie mit folgenschweren Auswirkungen.
Um den Teufelskreis zu unterbrechen, ist es wichtig, die mehrdimensionalen Wechselwirkungen an sich selbst zu erkennen. Erst wenn ich verstehe, dass meine Antriebslosigkeit oder meine Arbeitsplatzhaltung die körperliche Kondition und Konstitution negativ beeinträchtigt, kann ich Veränderungen einleiten. Grundsätzlich ist Bewegung der Schlüssel aus der Negativspirale.
Unkomplizierte Anpassungen des Arbeitsplatzes sowie kurze Übungen können schnelle Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben. Lassen Sie sich von einer Physiotherapeutin oder Physiotherapeuten einen auf Sie individuellen Trainingsplan erstellen.
Anhaltender Stress führt wiederum zu stärkerer Daueraktivierung der kortikoiden Hormonachse, welches wiederum negative Auswirkungen auf unser Immunsystem hat. Ein ganzheitlicher Teufelskreis findet statt.
Osteopathie und Corona
Leider sind mir bisweilen keine aussagekräftigen Studien zu Osteopathie und Corona bekannt. Allerdings lassen sich aus der Erfahrung mit Coronabehandelten in meiner Praxis folgende Schlüsse dieses komplementären Ansatzes ziehen:
Wie wir wissen sind virusbedingte Verklebungen im gesamten Körper an unterschiedlichen Organsystemen durch Corona auffindbar. Der Osteopath bzw. die Osteopathin kann durch manuelle Untersuchung feststellen, ob sich im Bewegungs- oder Organsystem Dysbalancen und Einschränkungen befinden und diese durch Mobilisierung beheben. Fasziale Gewebsverdichtungen in Bindegewebe und Organen können behoben und das Gefäß- und Entgiftungssystems durch eine Leberdrainage angeregt werden. Hierfür setzt der Osteopath bzw. die Osteopathin ausschließlich seine/ihre Hände ein. Des Weiteren wird durch die Anwendung der Cranio Sacralen Therapie versucht, das Nervensystem sowie fasciale Verklebungen am Kopf zu lösen, die Durchblutung anzuregen und die Liquorproduktion im Schädel, also die Flüssigkeit, welche durch Rückenmark und Gehirn fließt zu regulieren. Durch die Harmonisierung des autonomen Nervensystems kommt es zu positiven Auswirkungen auf Hormon- und Immunsystem, was sich letztlich auf die gesamte Regeneration auswirkt.
Die osteopathische Medizin ist eine alte, traditionelle Behandlungsmethode aus Amerika, welche sich nach meiner Erfahrung in vielen Beschwerdefällen als nützlich und hilfreich erwiesen hat. Wichtig ist immer die schulmedizinische Abklärung vorab. Die besten Behandlungsergebnisse sind aus einer Kombinationstherapie von Physiotherapie und Osteopathie zu erreichen.
Florian Schenter ist Physiotherapeut und Osteopath im Therapiekompetenzzentrum 1030 Wien.